Home-Banking mit KMyMoney
Konto auf Draht
Wer Home-Banking unter Linux betreiben möchte, der hat – völlig unüblich für das freie Betriebssystem – kaum eine Auswahl. Während unter Windows Anwendungen wie Quicken, Moneyplex, WISO und StarMoney um die Käufergunst ringen, beschränkt sich unter Linux die Auswahl in der Kategorie Home-Banking bislang auf das kommerzielle Moneyplex.
Immerhin gibt es unter Linux aber eine Handvoll Finanzverwaltungsprogramme, die sich mit eine zusätzlichen Bibliothek für das Home-Banking aufrüsten lassen: In diese Kategorie fallen als prominenteste Vertreter KMyMoney [1], Gnucash [2] und Hibiscus [3]. Als Dreh- und Angelpunkt einer freien Home-Banking-Lösung unter Linux dient die freie HBCI-Bibliothek AqBanking [4], der von Martin Preuß vorangetriebenen Nachfolger von OpenHBCI.
KMyMoney
KMyMoney als Finanzverwaltungsprogramm liegt das Funktionsprinzip der doppelten Buchführung zugrunde, das beinahe zwangsläufig für ein komfortables Kategorisieren von Einnahmen und Ausgaben sorgt, denn das Verbuchen jeder einzelnen Position benötigt als Ziel stets ein Gegenkonto. Daneben unterstützt KMyMoney das Verwalten von Krediten und Wertpapieren. Die Anwendung bringt eine gut ausgestattete Reportfunktion sowie eine Reihe von Planungsfunktionen mit und unterstützt den Im- und Export des QIF-Formates. Zwar beherrscht KMyMoney von Haus aus kein Home-Banking, besitzt aber seit der Version 0.9 eine Plugin-Architektur, über die es sich durch Installieren einer Erweiterung HBCI-fähig machen lässt.
Nahezu alle Distributionen enthalten KMyMoney in den jeweiligen Standard-Paketquellen, sodass Sie es bequem über den Paketmanager einrichten. Das auf KDE SC 4.7 basierende Kubuntu 11.10 bringt beispielsweise das Paket KMyMoney in der Version 4.5.3-2 mit. Fit für das Online-Banking machen Sie KMyMoney allerdings erst durch das Einrichten der zusätzlichen Pakete libaqbanking33 sowie libaqbanking33.plugins. Letzteres bringt nicht nur das HBCI-Plugin mit, sondern sorgt auch für die Unterstützung von OFX und DTAUS. Wollen Sie einen Chipkartenleser betreiben, gilt es zudem das libchipcard-plugin zu installieren.
Einstieg
Beim ersten Start begrüßt Sie KMyMoney mit einem Assistenten, der Sie Schritt für Schritt in weitgehend selbsterklärenden Dialogen durch die Ersteinrichtung führt (Abbildung 1).
Nach Eingabe der persönlichen Daten und der Auswahl der zu verwendenden Währung folgt das Einrichten eines Giro-Kontos- Hierbei handelt es sich nur um ein buchhalterisches Konto, denn wegen der noch nicht eingerichteten Onlinebanking-Funktion kann der Assistent keine Verbindung zu einer Bank herstellen, um etwa die Plausibilität einer BLZ zu prüfen. Auch das Feld für den Anfangsbestand dient daher an dieser Stelle zunächst rein buchhalterischen Funktionen. Möchte Sie allerdings später Online-Banking nutzen, sollten Sie hier den tatsächlichen Kontostand eintragen.
Anschließend wählen Sie eine sogenannte Kontenstruktur, worin sich das Gesicht von KMyMoney als ausgewachsenes Finanzbuchhaltungswerkzeug zeigt (Abbildung 2). Neben vielen auf Privatnutzer zugeschnittenen Kategorien stehen unter anderem auch die deutschen Standard-Kontenrahmen SKR03 und SKR04 zur Verfügung, was etwa beruflich selbständige Nutzer in die Lage versetzt, ihre Finanzbuchhaltung mit KMyMoney zu bewältigen. Zu guter Letzt definieren Sie den gewünschten Speicherort für die KMyMoney-Einstellungen – vorgegeben ist $HOME/<user>.kmy
— und klicken auf Fertigstellen.
KMyMoney zeigt dann die gewählte Konten-Struktur im Hauptfenster an. Das präsentiert sich in klassischem Aufbau mit einer Menüleiste oben sowie einer senkrecht auf der linken Seite angeordneten Werkzeugleiste, die den Zugang zu den wichtigsten Funktionen und Modulen erschließt.