Texteditor Tea für schlanke Systeme
Problemloser Ausbau
Textdateien sind unter Linux allgegenwärtig – angefangen von Konfigurationdateien über Programmquelltext und einfache Notizen bis hin zu komplexen LaTeX oder HTML-Dokumenten. Um sie zu bearbeiten, gibt es zahlreiche Editoren, die oft komplex ausfallen oder nur über Tastenkürzel zu aktivierende Funktionen bieten.
Als komfortabler Vertreter der Gattung, die sich mit geringen Ressourcen zufrieden gibt, präsentiert sich dagegen Tea (Abbildung 1). Er basiert auf GTK+ 2.4, bringt zahlreiche Helferlein mit, wie zum Beispiel eine integrierte Rechtschreibprüfung, und begnügt sich dennoch – je nach Ausstattung – mit 3,5 bis 4 MByte Arbeitsspeicher.
Installation
Im Downloadbereich der Tea-Webseite [1] finden sich mehrere vorkompilierte Pakete. Zu Redaktionsschluss fehlten aber einige Binärvarianten der aktuellen Version 17.5.4. Lediglich die Pakete für Fedora und Zenwalk waren auf dem aktuellen Stand. Nutzer von OpenSuse finden im Packman-Repository [2] passende Pakete. Nach dem Einbinden der zusätzlichen Softwarequelle (siehe Kasten "Packman nutzen"), holen Sie Tea einfach über den Paketmanager (Abbildung 2) an Bord.
Packman nutzen
Um die Pakete von Packman normal über das Paketmanagement von OpenSuse zu installieren, binden Sie zuerst die Installationsquelle ein. Starten Sie dazu über das Startmenü YaST und dort unter Software das Modul Installationsquelle wechseln. Via Hinzufügen erzeugen Sie anschließend einen Eintrag vom Medientyp http. Als Namen der Installationsquelle geben Sie Packman
an, als Servername ftp.halifax.rwth-aachen.de
und als Verzeichnis auf dem Server /packman/suse/10.3/
für OpenSuse 10.3. Bestätigen Sie die Eingaben durch einen Klick auf Weiter. Alternative Anbieter des Packman-Repositories finden Sie übrigens unter [2].
Unter Ubuntu heißt es, den Quellcode herunterzuladen, via tar xvjf tea-17.5.4.tar.bz2
zu entpacken und mithilfe des bekannten Trios ./configure && make && sudo make install
nach /usr/local
zu installieren. Zuvor gilt es hierfür noch fehlende Bibliotheken und Tools via sudo apt-get install libc6-dev libgtk2.0-dev libgtksourceview2.0-dev libaspell-dev gettext
nachzureichen.
Prinzipiell wäre es möglich, Tea auch ohne Libgtksourceview2.0 zu kompilieren. Das schränkt aber die Syntaxhervorhebung ein. In dem Fall stoßen Sie den Configure-Lauf mit der Option --enable-legacy
an. Das Programm Gettext benötigen Sie, damit das Interface von Tea später auf Deutsch erscheint. Darüber hinaus brauchen Sie Libaspell nur dann, wenn Sie Texte in Tea mittels Aspell auf die richtige Rechtschreibung prüfen möchten. Die im Test verwendeten Binärpakete kamen komplett daher.
Erste Schritte
Unter OpenSuse kümmert sich das Setup über YaST darum, dass Tea im Startmenü landet. Unter Ubuntu erledigen Sie dies entweder manuell (siehe Kasten "Anwendungsmenü erweitern") oder oder starten den Editor mittels tea
im Terminal.
Anwendungsmenü erweitern
Manuell nachinstallierte Software erscheint unter Ubuntu 7.10 nicht automatisch im Anwendungsmenü. Damit Tea dort auftaucht, klicken Sie rechts Anwendungen und wählen den Eintrag Menüs bearbeiten. Dadurch öffnet sich ein Dialog, in dem Sie links die gewünschte Kategorie auswählen, zum Beispiel Zubehör.
Klicken Sie anschließend auf den Knopf Neuer Eintrag. Nach dem Festlegen des Namens für den neuen Eintrag (zum Beispiel Tea
) und dem Eintragen des Befehls /usr/local/bin/tea
wählen Sie noch ein Icon aus. Nach einem abschließenden Klick mit der Maus auf OK, starten Sie Tea unter Ubuntu über Anwendungen | Zubehör | Tea.
Gleich auf den ersten Blick macht der Editor einen sehr übersichtlichen Eindruck. Neben einem obligatorischen Menü und einer Icon-Leiste öffnet das Programm beim ersten Start die beiden Dateien News
und ChangeLog
in zwei Reitern mit Informationen zur laufenden Version. Diese liegen allerdings nur in Englisch vor – ein Hinweis auf die derzeit noch unvollständige Internationalisierung der Software.
Im unteren Fensterbereich, oberhalb der Anzeige der aktuell verwendeten Zeichenkodierung und unterhalb einer Statusanzeige, finden Sie eine Eingabeleiste. Diese arbeitet wahlweise als Suchleiste oder als Interface zum Öffnen von Dateien. Nach Eingabe eines Textes sorgt ein Klick auf das Lupensymbol für einen Suchlauf; ein Klick auf das Verzeichnissymbol öffnet die Datei, sofern Sie den Dateiname vorher bereits eingegeben haben. Ganz so komfortabel wie in einer echten Shell funktioniert der Dialog allerdings nicht: Platzhalter wie ~
und Variablen wie $HOME
löst das Programm nicht auf. Beides würde im Terminal zum Heimatverzeichnis des aktuellen Nutzers expandiert.
Natürlich verfügt die Software zusätzlich über einen klassischen Dialog zum Öffnen, Speichern und Drucken von Dateien. Die entsprechenden Funktionen finden Sie auch unter Datei. Hier findet sich zudem ein Menüpunkt zur Notizbuch-Funktion. Dabei handelt es sich um die Datei crapbook.txt
, die der Editor im Heimatverzeichnis unter .config/tea/
ablegt – so haben Sie Ihre Notizen immer schnell zur Hand.
Hinter dem Menüpunkt Bearbeiten verbergen sich klassische Funktionen wie Kopieren, Ausschneiden und Einfügen. Darüber hinaus gibt es ein paar Exoten: Swop vertauscht einen markierten Bereich mit dem Inhalt der Zwischenablage. Zeile hochgehen vertauscht die aktuelle Zeile mit der darüber befindlichen, Zeile herunter gehen mit der darauf folgenden.
Hinter den anderen Menüpunkten bietet Tea etwas mehr als die meisten anderen Editoren: Funktionen | UNIversal Text AnalyZer enthält Einträge zur Textanalyse. Via Suche | Find in files durchkämmen Sie das Dateisystem nach Dateien, die einen Suchtext enthalten. Unter Funktionen | Kalender startet einen Dialog zum Einfügen von Datumswerten, der sich auch auf den julianischen Kalender versteht und als Datumsrechner taugt. Hinter dem Menüpunkt Ausführen verbirgt sich eine Liste von externen Programmen, an die der Editor das aktuelle Dokument zur Anzeige oder zum Weiterverarbeiten übergibt.