Online-Anwendungen: Firefox und Thunderbird
Zwar hat der Firefox-Webbrowser bei Internet-Surfern nur einen Marktanteil von rund 25 Prozent, während der Internet Explorer von Microsoft zwei Drittel des Marktes abdeckt; allerdings steigen die Anteile des Mozilla-Browsers seit Jahren kontinuierlich, während die des MSIE ebenso stetig sinken. Und so gilt Firefox längst als politisch korrekte Alternative zum Monopolistenbrowser von Microsoft, was zu einem Teil die wachsende Beliebtheit des Programms erklärt. Zum anderen Teil aber sind es einfach die Funktionen: Tabbed Browsing – das Öffnen neuer Ansichten in Karteireitern statt in neuen Fenstern – ist zwar keine Erfindung von Firefox; allerdings hat das Programm einen großen Anteil daran, dass sich diese Art des Reisens im Internet längst zum Standard gemausert hat. Auch die Vielzahl von Erweiterungen und Themes für die Gestaltung der Benutzeroberfläche tragen zur Verbreitung des Programms bei.
Aus demselben Hause stammt auch das E-Mail-Programm Thunderbird, das kurz vor der Integration in OpenOffice steht und damit der quelloffenen Bürosuite endlich zum schon erwähnten Personal Information Manager verhilft. Auch hier können Anwender von Windows den Umstieg auf Linux schon mal üben: Sowohl Firefox als auch Thunderbird laufen zuverlässig auf beiden (und zahlreichen weiteren) Plattformen.
Grundsätzlich gilt das auch für weitere Anwendungen aus der Kategorie "Online-Software": Das FTP-Programm Filezilla, die elektronische Programmzeitschrift TV-Browser, die Voice-over-IP-Software Skype, und der Bittorrent-Client Azureus oder der Weltbetrachter Google Earth (Abbildung 3) sind allesamt für verschiedene Plattformen erhältlich. Allerdings ist – bis auf Google Earth – keins der Programme auch Meister seiner Klasse. Sind Sie als Windows-Anwender auf der Suche nach solchen und ähnlichen Tools, sollten Sie daher genauer hinsehen, ob die von Ihnen favorisierte Anwendung plattformübergreifend erhältlich ist; das spart Ihnen später Zeit und Nerven beim Umstieg und beim Eingewöhnen in die neuen Umgebungen.
Gerade im professionellen Serverumfeld liefern sich Microsoft und freie Linux-Anwendungen längst spannende Kopf-an-Kopf-Rennen um die Vorherrschaft im Rechenzentrum. Bei Datei-, Druck- und Applikationsservern gilt Linux seit Jahren als das zuverlässigere System; günstiger als die Windows-Server-Produkte ist es sowieso. Wenn Windows die Nase vorne hat, dann, weil zahlreiche Microsoft-Anwendungen sowie Produkte von Drittanbietern auf eine enge Verzahnung von Desktop und Serverlandschaft setzen. Dass das auch anders geht, beweist die Open-Source-Lösung XAMPP. Bei XAMPP handelt es sich um ein umfangreiches Projekt für die Entwicklung von und die Arbeit mit Datenbanken. Es enthält den freien Webserver Apache, die relationale Datenbank MySQL sowie die Skriptsprachen PHP und Perl. Das X am Namensanfang steht für die verschiedenen Betriebssysteme, auf denen XAMPP läuft; neben Linux und Windows sind das Mac OS X und Solaris sowie weitere Unix-Varianten. Mit XAMPP haben Sie alles an Bord, was Sie für das Erstellen dynamischer Webseiten benötigen – im professionellen Umfeld längst Standard für die Präsentation im World Wide Web.
Fazit: Im Online-Bereich war kommerzielle Software noch nie ein echtes Thema – das Internet ist und bleibt ein kostenfrei zugängliches Medium, sieht man einmal von den Zugangsgebühren ab. Mit den verfügbaren Open-Source-Tools ist es zudem leicht möglich, die Abhängigkeit von Microsoft ohne funktionale Einschränkungen sofort abzustellen.
Multimedia
Die Multimedia-Sektion unterscheidet sich von anderen Software-Kategorien dadurch, dass unter Linux die Standardprogramme des Windows-Desktops fehlen: Weder vom Windows Media Player noch von iTunes existiert eine quelloffene Variante. Linux-Anwender hören stattdessen ihre MP3- oder Ogg-Vorbis-Dateien mit Amarok, Banshee oder Kaffeine. Dennoch gibt es auch hier jenseits des Mainstreams Programme, die zuverlässig Multimedia-Dateien auf beiden Systemen spielen: MPlayer und dem darauf aufsetzenden SMPlayer beispielsweise. Allerdings kommen die Windows-Versionen von Hause aus mit umfangreichen Codecs für die Wiedergabe unterschiedlicher Audio- und Videoformate, die Linux-Anwendungen aus rechtlichen Gründen oft fehlen und nachgerüstet werden müssen. Erfreulicherweise ist das aber ohne Schwierigkeiten möglich. So erkennt der Totem-Mediaplayer als Standardanwendung in Ubuntu 8.04 beispielsweise automatisch, dass er die richtigen Codecs nicht an Bord hat, und rüstet diese auf Benutzerwunsch ebenso problemlos aus dem Internet nach.
Ein echter Pluspunkt für Liebhaber von Open-Source-Software ist die Wiedergabe von Video-DVDs: Hier reicht auch bei Windows-Anwendern der Media Player nicht aus, wenn zusätzlich kein eigenständiger DVD-Player installiert ist; erst dann nämlich nutzt der Media Player des Betriebssystems die Engine des nachgerüsteten Wiedergabeprogramms. Nutzer aktueller Linux-Distributionen müssen in der Regel kein Programm extra dafür einrichten und im Zweifelsfall höchstens passende Codecs nachrüsten [2]; dann reicht das Einlegen der DVD, und eines der mitgelieferten Programme spielt den Film ab (Abbildung 4).
Fazit: Normalerweise ließe es sich leicht verschmerzen, Musik unter Linux ohne Windows Media Player oder iTunes hören zu müssen, weil genügend geeignete Programme zur Verfügung stehen. Die enge und in der Praxis gerne in Anspruch genommene Verzahnung von Apples iPod und iTunes aber trübt dieses Vergnügen, weil es hierfür keine quelloffene Entsprechung gibt. Allerdings gibt es – beinahe selbstverständlich – auch hier Aktivitäten, um das zu ändern. Ganz trivial ist das aber nicht, weil Apple für die Kommunikation über verschlüsselte Prüfsummen organisiert, die nicht ohne weiteres nachgebildet werden können. Ansonsten zeigen sich die lizenzkostenfreien Anwendungen – wenngleich manchmal erst nach kleineren Nachrüstarbeiten – absolut auf der Höhe der Zeit.