Das Kanotix-Projekt [1] wurde im Dezember 2003 als Knoppix-Derivat vom Entwickler Jörg Schirottke (Kano) initiiert. Die ursprüngliche Basis stellte der Debian Unstable-Zweig dar, welcher mit Beginn der Thorhammer Serie im Jahr 2007 ersetzt wurde. Seitdem verwendet Kanotix den Debian Stable-Zweig mit einem aktuellen Ubuntu-Kernel mit zusätzlichen Patches, unter anderem den Brain Fuck Scheduler (BFS).
Das mit Hilfe der Debian Live Projekt Tools erstellte System kann wahlweise als Live-System oder als Desktop-Installation in 32- oder 64-Bit-Ausführung benutzt werden. Die aktuelle Kanotix Major Version heißt Excalibur. Das "Preview" im Namen kann man getrost ignorieren. Alles was öffentlich auf der Homepage freigegeben wird, kann als fertige Version angesehen werden. Wer einen Blick auf vorherige Kanotix Versionsbezeichnungen wirft, wird feststellen, dass es scheinbar noch nie eine als vollständig gekennzeichnete Version gab.
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Kano stellt Excalibur in 3 verschiedenen ISOs bereit. Zum einen die 32- und 64-Bit-Versionen jeweils einzeln und als 2in1-ISO-Abbild [2]. Das 2in1-ISO enthält beide Versionen zusammen und man kann im Bootmenü entsprechend wählen. Das aktuelle Kanotix Excalibur verwendet ISOLINUX mit hybrid Modus und kann Live von DVD oder einem USB-Stick gestartet werden. Empfehlenswert ist die Variante mittels eines mindestens 1GB großen USB-Sticks, wodurch der Startvorgang und eine Installation blitzschnell ablaufen. Selbst ältere PCs, welche normal kein USB-Boot unterstützen, können mit Hilfe von PLoP dazu bewegt werden, von USB-Sticks zu booten. Ein entsprechender Artikel dazu findet sich im Kanotix-Wiki [3].
Kanotix USB-Bootsticks können wahlweise unter Windows oder Linux erstellt werden. Dazu steht einmal das Ubuntu Tool Image Writer für Windows bereit und für Linux das Python-Skript image-writer aus Intels Moblin Projekt.
Während des Bootvorgangs läuft die automatische Hardwareerkennung ab. Die seitens des Ubuntu Kernels von Haus aus gute Hardwareerkennung wird durch Kano's Patches und speziellen Konfigurationen nochmals verbessert.
Wenige Sekunden nach dem Start begrüßt Sie der standardmäßig verwendetet KDE Desktop. Kanotix Excalibur liefert KDE noch in der etwas älteren, jedoch sehr stabilen Version 3.5.10 aus. Auf dem aufgeräumten Desktop sehen Sie ein Konversation IRC-Symbol, worüber Sie direkt im Kanotix IRC-Channel laden. Ihre Partitionen werden nach einer Installation ebenfalls auf dem Desktop angezeigt. Im Live-Modus greifen Sie als Root per Konqueror darauf zu.
Zur Verwaltung Ihrer Drahtlos- und Kabel-Netzwerkverbindungen steht der Netzwerkmanager Wicd zur Verfügung. In der Umgebung aktive Drahtlosnetzwerke werden automatisch erkannt und übersichtlich dargestellt. Besonders komfortabel ist die Verwaltung unterschiedlicher Netze über eigene Profile. So kann zum Beispiel problemlos zwischen dem heimischen Kabelnetzwerk und dem WLAN an der Uni gewechselt werden. Zusätzliche Netzwerkeinstellungen, wie zum Beispiel notwendige Proxy Server, können per Skript wahlweise vor oder nach dem Verbinden oder Trennen einer Verbindung automatisch gesetzt werden.
Kanotix kommt mit einem sehr gut abgestimmten Repertoire an Anwendungen daher. Dazu zählen KDE Anwendungen wie der Audioplayer Amarok, K3B zum Brennen von CDs und DVDs oder Konqueror als Dateimanager. Desweiteren gibt es standardmäßig das aktuelle OpenOffice 3.2 als professionelle Bürosuite und eine vollständige Java Runtime Environment. Zur Kommunikation liegt der Multimessanger Pidgin, der IRC-Client Konversation und die VoIP sowie Instant Messaging Software Skype bei. Wem die Debian typischen Mozilla Derivate Iceweasel beziehungsweise Icedove und deren ältere Versionen aus den Debian Stable Repositories nicht gefallen, kann sich mit Hilfe eines von Kano's Skripten einfach die neueste Firefox und Thunderbird Version samt aktuellem Adobe Flash Plugin und Desktop-Icons lokal installieren.
Kano's Skripte stellen einen der größten Mehrwerte unter Kanotix dar. So gibt es zum Beispiel Skripte zum vollautomatischen Installieren der aktuellsten proprietären Nvidia- sowie ATI-Grafikkartentreiber mit DKMS-Support. Desweiteren stehen zahlreiche Skripte zur lokalen Installation von zusätzlichen Multimediaanwendungen zur Verfügung. Dazu zählen zum Beispiel aktuelle MPlayer Versionen mit VDPAU oder VA-API Support, einem aktuellen VLC Player, welcher ebenfalls VA-API Support besitzt oder zur Verwaltung der heimischen Filmsammlung das Media Center XBMC. Für alle, die den Video Disk Recorder (VDR) aus früheren Kanotix Versionen vermissen, stellt Kano eine einfache Anleitung zum nachrüsten bereit.
Debian typisch verwendet Kanotix natürlich das APT-Paketverwaltungssystem zur Installation, Deinstallation sowie Aktualisierung einzelner Pakete oder dem gesamten System. Dank Kano's sinnvollen Backports oder selbst paketierter Software stehen für viele gebräuchliche Programme Top-aktuelle Versionen zur Verfügung. Allgemein ist der Support vom Meister persönlich und der relativ kleinen Kanotix-Community erstklassig. Die warmherzige Community ist nahezu rund um die Uhr im Kanotix-Forum und IRC-Channel vertreten.
Möchten Sie Kanotix nach dem Booten im Live-Modus dauerhaft auf der Festplatte installieren, findet sich im Menu der Kanotix Acritox Installer. Dieser begleitet Sie durch die Installation von Kanotix. Angefangen bei der Partitionierung, der Bootloader-Konfiguration bis hin zur Benutzerkonfiguration. Als Standard-Bootloader verwendet Kanotix GRUB2, welcher nach einer Installation oder Updates nach bereits installierten Betriebssystemen sucht und diese automatisch einbindet.
Mit dem kommenden Release von Debian 6 alias Squeeze als nächste Debian Stable Version wird auch von Kanotix ein neues Major Release folgen. Die wohl größte Änderung, der Kanotix Hellfire getauften Version, dürfte die Umstellung des Standarddesktops auf KDE 4 sein. Wer bereits jetzt schon KDE 4 verwenden möchte, kann Kano im Kanotix IRC-Channel direkt nach seinem Kanotix KDE 4 Test-ISO fragen. Dabei handelt es sich um ein Kanotix Excalibur mit den KDE 4 Backports von debian-desktop.org. Neben KDE 4 besitzt dieses Test-ISO HAL, welches mit PolicyKit kompiliert wurde. Damit können unter anderem Partitionen beim anklicken direkt gemountet und im Dateimanager Dolphin angezeigt werden.
Infos
[1] Projekt-Homepage: http://www.kanotix.com
[2] Download: http://debian.tu-bs.de/project/kanotix/preview/kanotix-excalibur-ooo3-2.6.32.iso
[3] Installation auf USB-Stick: http://www.kanotix.com/module-pnWikka-backlinks-tag-BootmanagerPlop.html
[4] Details zur Aktion "Mein Linux": http://www.linux-community.de/Internal/User-Blogs/Aus-dem-Leben-eines-Hardware-Redakteurs/Mein-Linux