Der kleine Kid erwacht in seinem Schlafzimmer, das im Nichts zu schweben scheint. Mit jedem seiner Schritte in die Umgebung fliegen nach und nach die übrig gebliebenen Teile seiner fast komplett zerstörten Welt heran. Was passiert ist und wo die restlichen Bewohner geblieben sind, das muss der kleine Held nach und nach selbst herausfinden. Sein erstes Ziel ist dabei die namensgebende Bastion, eine der letzten Rückzugsorte der Bewohner. Dort trifft er auf einen alten Mann, der ihn auf die Suche nach magischen Artefakten schickt. Die wiederum sollen nach und nach die Welt rekonstruieren.
Überall auf seinem Weg lauern fiese Monster und Selbstschussanlagen. Letztere sollten eigentlich die Gegend vor Angreifern schützen, richten sich aber nun dummerweise gegen Kid. Zur Verteidigung steht dem kleinen Mann zunächst nur ein riesiger Hammer zur Verfügung. Mit ihm prügelt Kid nicht nur die Gegner nieder, sondern haut auch Hindernisse wie Kisten oder Geröll aus dem Weg. Später findet Kid weitere nützliche Waffen, darunter ein Repetiergewehr und einen Bogen. Schussbereit halten kann er allerdings nur zwei Waffen gleichzeitig. Ein Wechsel ist zudem nur in einem Waffenlager möglich – und ein solches muss er erst einmal finden.
Gegenüber vielen anderen Rollenspielen haben alle Waffen in Bastion einen kleinen Schwachpunkt: So kann das Repetiergewehr seine Pfeile zwar schnell hintereinander verschießen, Kid muss es aber nach acht Schuss zeitraubend nachladen. Den Bogen muss er erst spannen und mit dem Hammer ausholen.
Hin und wieder lernt Kid einen neuen Spezialangriff. Die sind besonders dann nützlich, wenn den kleinen Helden eine Horde fieser Monster umzingelt. Dann kann er etwa den Hammer kreisen oder das Repetiergewehr schnell um sich schießen lassen. Um einen solchen Spezialangriff ausführen zu können, muss Kid zunächst einen tiefen Schluck aus einer Schnapsflasche nehmen, von denen er immer nur drei Exemplare gleichzeitig bei sich tragen kann. Apropos Alkohol: Findet Kid eine Destillerie, kann er sich dort Spezialcocktails mixen lassen. Die erhöhen beispielsweise die maximale Gesundheit um 10 Punkte.
Jeder Gegner besitzt seine ganz eigene Angriffsstrategie. Geister etwa sind reine Nahkämpfer und müssen für jeden Schlag erst ausholen. Aber auch die zerstörte Landschaft macht Kid zu schaffen: Tritt er daneben und fällt ins Bodenlose, wirft ihn das Spiel zwar sofort wieder auf den Weg zurück, Kid büßt dabei aber einen kleinen Teil seiner Gesundheit ein. Gemeinerweise baut sich die Landschaft nicht nur auf, mitunter bricht sie auch zusammen – hier heißt es dann so schnell wie möglich zu rennen. Auch einige Monster stampfen Löcher in den Boden, um Kid so aus dem Tritt zu bringen.
Wie in jedem richtigen Rollenspiel gewinnt Kid im Laufe der Kämpfe an Erfahrung. Hat er genügend dieser Erfahrungspunkte gesammelt, steigt er einen Level auf. Dies bringt ihm entsprechende Vorteile, so stehen etwa in der Destillerie bessere Alkoholika zur Verfügung. Sobald Kid einen Level abgeschlossen hat, kehrt er automatisch wieder zur Bastion zurück. Mit entsprechenden Artefakten darf er dort selbst eine Waffenkammer, eine Destillerie und weitere nützliche Gebäude errichten. Bestimmte Aktionen von Kid kommentiert ein Erzähler aus dem Hintergrund, der so gleichzeitig langsam die Geschichte vorantreibt. Die Sprachausgabe ist dabei durchgehend in Englisch, immerhin gibt es deutsche Untertitel und Menüs.
Entwickler Supergiant Games vertreibt sein Action-Rollenspiel über verschiedene Kanäle, die Homepage [1] fasst sie am rechten Rand unter Get Bastion zusammen. Linux-Nutzer können Bastion über Steam oder das Ubuntu Software Center erwerben. Bis einschließlich Montagnacht (25.03.2013) läuft noch der Humble Weekly Sale [2]. Dort darf man für Bastion zahlen, was man möchte, mindestens ist jedoch 1 Dollar fällig. Je nachdem, wie viel man noch drauflegt, erhält man Bonusmaterial dazu.
Bastion ist ein liebevoll und abwechslungsreich gestaltetes Action-Rollenspiel, das mit einer total verkorksten Steuerung den Spieler in den Wahnsinn treibt. Wo man in Diablo einfach auf den Gegner klickt, muss man hier ein Virtuose an Maus und Tastatur sein. Weiß man die Tastenkürzel nicht auswendig, ist man in den Kämpfen so gut wie chancenlos. Wer kann, sollte ein Gamepad verwenden. Bastion lässt zudem ein Talentsystem vermissen, auch Zauberspüche fehlen – sieht man einmal von den Spezialangriffen ab. Schließlich sind die einzelnen Level ziemlich linear aufgebaut. Bastion ist damit mehr ein Action- denn ein Rollenspiel.
Im Gegenzug wartet Bastion mit vielen kleinen, pfiffigen Ideen auf, wie etwa der fragilen Umgebung und den Waffen, die nicht sofort einfach per Mausklick drauflos ballern. Die Entwickler haben sich zudem sichtlich um Abwechslung bemüht. Das spiegelt sich sowohl in den unterschiedlichen Landschaften als auch im Spielablauf wider: Mal muss Kid dem langsam wegbrechenden Boden entkommen, dann Selbstschussanlagen ausschalten und schließlich in einer kleinen Arena mehrere dicke Monster auf einmal verprügeln.
Da Kid immer nur zwei Waffen und einen Spezialangriff gleichzeitig einsatzfähig halten kann, bekommt das Spiel auch eine taktische Komponente. Darüber hinaus begeistert die nett gezeichnete isometrische Grafik sowie die motivierende Hintergrundmusik. Unter dem Strich erhalten Action-Rollenspieler genau das richtige Mittel, um die derzeit noch usseligen Frühlingsabende zu überbrücken. Ein Rollenspiel mit Tiefgang darf man jedoch nicht erwarten.
Bastion
Bezugsquelle: | http://supergiantgames.com/?page_id=242 |
Entwickler: | Supergiant Games |
Lizenz: | Kommerziell |
Preis: | 14 Euro (Steam), 20 Dollar (Ubuntu Software Center) |
Voraussetzungen: | Aktuelle Linux-Distribution mit aktivierter 3D-Grafik, 1.7 GHz Dual-Core-Prozessor, 2 GB Hauptspeicher, Grafikkarte mit 512 MB Speicher |
Infos
[1] Projekt-Homepage:
http://supergiantgames.com/?page_id=242
[2] Humble Weekly Sale:
http://www.humblebundle.com/weekly